Mein FengShui Weg

Bereits in den frühen 1990er-Jahren begann ich, mich nach den 5 Elementen zu ernähren. Obwohl die Ernährungsvorschläge für mich oft unverständ­lich waren, spürte ich, dass mir dabei vor allem die empfohlene Wärme gut tat. Dies animierte mich, „Tai Chi“ zu lernen, wo ich mich über Aufforderungen wie „die Arme hoch sinken lassen“ wunderte. Ich dachte an einen Versprecher, weil dies meiner Meinung nach gar nicht möglich war. Freute mich jedoch, als ich im entspannt-konzentrierten Zustand tatsächlich beobachten konnte, wie meine Arme hochsanken.

Mit meinem Körper erlebte ich dank der Chinesischen Ernährung, Bewegung und Massage Zustände, die ich als westlich denkender Mensch nicht für möglich gehalten hatte. Das chinesische Volk begann mich zu interessieren, weil es scheinbar nicht nur anders dachte als wir, sondern durch verschiedene Techniken auch anders wahrnahm und anders fühlte. Deshalb „lernte“ ich Chinesisch und näherte mich damit der Chinesischen Philosophie.

Als Sprachschülerin wurde ich ermutigt, einen Kalligraphie-Kurs zu nehmen, weil ich gemäss der Lehrerin „tote“ oder zumindest „energielose“ Schriftzei­chen schrieb. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass es auch möglich war, „lebendige“ und „energiereiche“ Schriftzeichen zu ziehen, meldete ich mich an der Uni Zürich für einen Kalligrafie-Kurs an, der schlichtweg mein Leben veränderte.

Obwohl ich es mit der Chinesischen Kalligraphie auf keinen grünen Zweig brachte, lehrte mich der Kalligrafie-Lehrer zwischen „energielosen“ und „energievollen“ Strichen zu unterscheiden. Tatsächlich konnte ich  danach die Energie in einem gut gezogenen Strich fühlen. Dazu muss jedoch am Anfang des Striches die Energie mit der Pinselspitze eingefangen werden. Diese Energie zieht man nach rechts weiter und  schliesst das Ende des Striches behutsam ab, damit die Energie nicht  wieder ausläuft.

Laut der Chinesischen Philosophie besitzt alles mehr oder weniger Energie. Ein Haus, eine Wand, ein Tier, ein Mensch, ein Bild, ein gut gezogener Strich. Tatsächlich geht es bei der Chinesischen Kalligraphie vor allem darum, ein Bild mit möglichst viel positiver Energie zu zeichnen. Unser westlicher Verstand hat jedoch keine Vernetzung für das Wahrnehmen von Energiequantität und Energiequalität. Dazu benötigt man einen Lehrer, der in einer Kunst­galerie aufzeigt, hinweist, wahrnehmen lehrt.

Das Wahrnehmen von Energie in verschiedenen Formen, das Wahrnehmen von Immateriellem schien mir eine weitere Dimension zu sein – ein Energiekosmos für sich. Für diesen Kosmos haben wir im Westen jedoch keine Worte, Regeln und Anleitungen mehr. Trotzdem kenne ich einige Menschen, welche Energie verlässlich wahrnehmen und interpretieren können. Auch kann ich mich erinnern, in meiner Kindheit Energie wahrgenommen zu haben.

Der Gast-Dozent an der Uni Zürich, dessen Vortrag ich mit der Lehrerin besuchte, sprach davon, dass die Chinesen für diesen Energiekosmos eine eigene Lehre haben, die sie Wind/Wasser nennen. (FengShui). Wind, weil der Wind die Energie bewegt. Wasser, weil Wasser ein Energiespeicher ist. Obwohl der Vortrag spannend war, erklärte er meine Fragen kaum. Die fehlenden Antworten gipfelten in einer dreijährigen FengShui-Ausbildung, wo eine kaum enden wollende Flut von Informationen über Energie in den verschiedensten Berei­chen auf mich zurollte. Wirklich begreifen konnte ich jedoch das Prinzip erst durch die Wahrnehmung in den verschiedenen Wohnungen und Häusern. Die Auswirkungen einer Wohnungseinrichtung auf unser Unterbewusstsein und unser eigenes Energiesystem sind tatsächlich frappant, jedoch auch schwierig zu vermitteln.  Am besten geht dies mit einfachen Beispielen, die auch für ein westlich getrimmtes Gehirn verständlich sind.

Denken Sie nur an

  • ein Geschäft, das erblühen möchte, in dessen Eingang  jedoch ein Topf mit einer längst verdorrten Pflanze steht.
  • eine Frau, die mit einem neuen Partner ein neues Leben beginnen möchte, jedoch stets mit dem Kopfkissen des alten Partners schläft.
  • einen Menschen, der findet, dass alles stockt und in seinem Leben nichts mehr fliesst, aber täglich mit einer verkalkten Dusche kämpft.
  • einen Menschen, der sich überfordert fühlt, aber  in seiner Wohnung Berge von unerledigtem Papier stapelt.
  • einen Menschen, der sich vermehrt der Zukunft widmen möchte, sich aber nicht von all den alten Gegenständen in seinem Wohnbereich trennen mag.
  • eine Frau, die eine harmonische Beziehung anstrebt, sich jedoch nur mit verlassenen Ehefrauen trifft.

FengShui ist ein sehr anspruchsvolles Thema und verlangt immer auch persönliche, innere Arbeit, um erfolgreich zu sein.  Die Massnahmen in der Wohnung können nur den inneren Weg unterstützen.

Blandine-Josephine Raemy-Zbinden
Oktober 2016

© 2016
Fragen – Schreiben – Verlegen
Blandine-Josephine Raemy-Zbinden
Feldpark 9
CH-6300 Zug